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Endspurt!
Mittlerweile fragt mich Christian Kubusch beim Training ob er Greenpeace Bescheid sagen soll. Ich sehe aus wie ein Wal, aber je mehr Masse man hat, desto schöner ist es bekanntlich im Wasser. Es geht mir aber auch an Land noch gut und ich bin noch fit. Jahrelange Beweglichkeitsschulung macht sich beim Schuhe binden hervorragend und auch beim Treppensteigen japse ich nicht nach Luft. Lange kann es jedoch nicht mehr dauern bis die Kleine entscheidet, dass es in meinem Bauch zu eng ist. Noch kann sie sich allerdings bewegen, nur der Raum zum Ausholen für saftige Tritte ist nicht mehr so groß. Erstaunlicherweise regt Musik, insbesondere klassische, unseren Nachwuchs zu erhöhter Aktivität an. Von Nigel Kennedy und seinem Orchester, die am 22.11. in Magdeburg auftraten, war sie entweder völlig genervt oder schwer begeistert. Mir hat es jedenfalls gefallen.
Seit einiger Zeit bin ich jetzt im Mutterschutz. Ich habe es mir wie Urlaub vorgestellt und gedacht, dass ich die Muße hätte ein wenig an meiner Promotion herumzufeilen. Irgendwie gibt es aber wahnsinnig viel zu tun. Babyklamotten, Kinderzimmer, noch mal schnell zum Amt und überhaupt versuche ich alle Dinge zu erledigen zu denen ich nach der Geburt vielleicht nicht mehr so gut komme. Schlaf steht da auch ganz oben auf der Prioritätenliste. Es ist ja auch immer so schön dunkel draußen...
In den vorerst letzten echten Urlaub startete ich mit Helge nach seinem bestandenen Physikum (1. Staatsexamen Medizin) im Oktober. Für ihn war es ein Einstiegstrainingslager auf Lanzarote und für mich Urlaub mit Schwimmen und Yoga. Und wir konnten noch einmal zusammen den Sommer genießen! Es war dennoch ein seltsames Gefühl im Urlaub dort zu sein. Ich war zuvor schon öfter auf Lanzarote gewesen, aber immer zum trainieren. Das letzte Mal kämpfte ich mich in Helges Windschatten auf dem Rennrad über die Berge. Auf dieser Insel gilt die Regel: entweder Gegenwind oder bergauf oder beides. Dieses Vergnügen hatte in diesem Jahr nur Helge. Mein weitester Ausflug führte mich auf einem sogenannten Citybike zum nächstgelegenen Supermarkt nach La Santa. Zum Glück ist einem die Freude des Essens in der Schwangerschaft nicht verwehrt!
Bin ich jetzt etwa eine Hausfrau? Es ist doch erstaunlich wie schnell man in die klassische Rollenverteilung rutscht, wenn es ums Kinderkriegen geht, aber wir Frauen sind nun mal diejenigen, welche die Kinder austragen. Ich fühle mich in meiner neuen Rolle gar nicht so unwohl, aber auch nur deshalb, weil ich weiß, dass es nicht für den Rest meines Lebens so sein wird. Mein Chef Ariel Schoenfeld schaute mich und den Riesenbauch in letzter Zeit ganz erstaunt an. Zugegeben habe ich im Zeitraum zwischen 2008 und 2010 eine ordentliche Metamorphose hingelegt. Zwischen meinem durchtrainierten Körper mit kaum einem Gramm Fett auf den Rippen zu den Olympischen Spielen und der hochschwangeren Version jetzt liegen Welten. Zeitweilig habe ich mich in der Schwangerschaft hormonell ferngesteuert empfunden. Der Körper übernahm und der kognitive Teil des Gehirns hatte sich zu fügen. Es ist ein Wunder der Natur, dass alle diese Dinge so gut funktionieren!
Dies soll nun nicht bedeuten, dass ich nicht mehr ich bin! Ein paar Projekte habe ich dann in den letzten Monaten doch noch nebenbei realisiert. Techniktraining für unsere jungen Schwimmer macht mir immer noch Spaß und auch Bildungsthemen finde ich sehr interessant. So startet im Januar 2011 die Wanderausstellung „Frauen in Führungspositionen“, welche vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Die Fotos machte Bettina Flitner und ich hatte die Ehre eine der 12 porträtierten Frauen zu sein. Das Projekt richtet sich besonders an Schülerinnen der 9. und 10. Klassen und soll sie ermutigen sich nach dem Abitur für ein Studium zu entscheiden. ( http://www.fh-brandenburg.de/fileadmin/fhb/presse/fotos/INFOCUS/Infocus-2010-02.pdf, Seite 33)
Solche Projekte regen auch mich zum Nachdenken über meine Werte und Ziele an. Ich habe in meinem Leben immer die Dinge gemacht, die mich interessiert haben. Geld hat nie eine große Rolle gespielt. Es war auch sehr befriedigend für mich mein sportliches Talent ausleben zu können und die Hochs und Tiefs eines sehr intensiven und emotionalen Tätigkeitsfelds wie dem Sport zu erleben. Geld bringt in Maßen Sicherheit, sozusagen Planungssicherheit, aber als alleiniges Ziel des Handelns finde ich es lau und unbefriedigend. In unserer Welt wird Erfolg auf sehr amerikanische Weise oft nur in Geld gemessen. Diese Betrachtungsweise finde ich sehr einseitig. Allerdings neu ist diese Einstellung der Menschen wohl nicht. Bei Victor Hugo in „Les Miserables“ von 1862 liest man: „Nebenbei bemerkt, Erfolg ist etwas ziemlich hässliches. Seine scheinbare Ähnlichkeit mit dem Verdienst täuscht die Menschen. Für die Menge hat der Erfolg fast das gleiche Gesicht wie die Überlegenheit. Der Erfolg, dieser Doppelgänger der Begabung, betrügt die Geschichte. (...) Heutzutage ist eine nahezu offizielle Philosophie in seine Dienste getreten, trägt seine Livree und wartet in seinem Vorzimmer auf. Seid erfolgreich, das ist die ganze Theorie. Glück setzt Befähigung voraus. Gewinnt in der Lotterie, und ihr seid tüchtig. Wer triumphiert, wird verehrt. Kommt als Sonntagskind zur Welt, das ist alles. (...) Es schadet nichts der erste beste zu sein, wenn man es nur zu etwas bringt. Das Gemeine ist ein alter Narziß, der sich selbst bewundert und dem Gemeinen Beifall klatscht. (...)“ Beim Lesen musste ich stark an Fernsehcastingshows denken. In Zeiten der Wirtschaftskrise wird derzeit wieder mehr über die Werte neben den finanziellen gesprochen und Bücher und Abhandlungen über das Glück scheinen Konjunktur zu haben. Auch das von Wirtschaft und Politik ewig gepriesene Wachstum kommt in den Medien öfter in die Kritik, obwohl man ja eigentlich schon länger wissen müsste, dass Wachstum nicht kostenlos und auch nicht unendlich sein kann! Meine Generation erlebe ich als eine politisch weitgehend inaktive Rezessionsgeneration, welche sich wenig Illusionen macht und keine Utopien hat. Wer kann denn auch das Feindbild in einer globalen Welt sein, die nach Jean Ziegler von „kapitalistischen Oligarchien“ und kaum noch von Staaten oder gar einzelnen Machthabern beherrscht wird? Sind einzelne Banker allein verantwortlich für die Bankenkrise? Die Wut der Leute bei uns entlädt sich dann scheinbar eher an Atommülltransporten und schwäbischen Kopfbahnhöfen. Ich gleite wohl gerade thematisch etwas ab.
Ich für mich habe auf jeden Fall beschlossen, Geld und Konsum nicht zum lebensbestimmenden Faktor werden zu lassen.
Zurück zur Bildung. Am 6. November war ich beim Pilot von „Couch and Guests“ vom Campus-TV der Uni Magdeburg zu Gast. (http://www.campustv.ovgu.de/couch_guests_.html) Für studentisches TV sehr professionell! Ein anderer Pilot ist das Magazin „Sportsfreund“, das im Januar in den Handel kommt. Dort wird auch ein Artikel über mich erscheinen. Ich bin gespannt, ob eine neue Sportzeitung mit mehr Hintergrundgeschichten sich am Markt behaupten kann. Die „Sports“ hat es ja leider vor einigen Jahren nicht geschafft.
Mein wohl vorerst letzter öffentlicher Auftritt war am 15. November. Ich war Schirmherrin des von der BKK Landesverbandes Nordwest ins Leben gerufenen Wettbewerbs „Gesunder Arbeitsplatz Kita“ und die Abschlussveranstaltung mit der Preisverleihung fand in Essen statt. Hierbei ging es einmal nicht nur um die Gesundheit der Kinder, sondern auch die der Erzieherinnen. Ich habe gelernt, dass Gesundheit nicht die Abwesenheit von Krankheit ist, sondern Wohlbefinden gewissermaßen mit einbezieht. Gerade wenn man in einem so anstrengenden Job wie Erzieherin lange Jahre arbeiten möchte, sollte man nicht nur physisch gesund sein, sondern auch in der Lage mit Enthusiasmus und Energie dabei zu sein. Auch aus neurowissenschaftlicher Sicht ist es so, dass Menschen und besonders Kinder von Personen, die engagiert und begeistert bei der Sache sind, viel besser lernen als von gelangweilten Personen oder gar von nichtmenschlichen, unemotionalen „Wesen“ wie Computern. Das Bildung schon im Kindergartenalter beginnt, muss ja eigentlich nicht mehr gesagt werden. Alle bei der Veranstaltung anwesenden Kitas hatten wirklich tolle Denkansätze und Projekte, die gar nicht immer nur mit Geldinvestitionen zu tun hatten. Gewonnen hat die Kita „Blauer Elefant“ aus Essen, was mir persönlich schon namentlich mit meiner Vorliebe für Elefanten sehr gefallen hat. (http://www.bkk-nordwest.de/versorgungsprogramme/extras-in-nrw/bildung_und_gesundheit/fit_von_klein_auf_2010_wettbewerb/ )
Da ich jetzt wieder beim Thema Kind angelangt bin, schließt sich der Kreis und ich erlöse die (wenigen) Leser, die bis jetzt durchgehalten haben.
Herzlichst,
Eure Antje
Ob es eine kleine Wasserratte wird?
Es ist viel passiert seit Mai: der SCM hat einen neuen Präsidenten, ich durfte zur Langen Nacht der Wissenschaft am 5.6. einen Vortrag halten, gab am 13.6. den Startschuss für einen Schüler-Benefizlauf zu Gunsten des Kinderhospiz Mitteldeutschland und war am 24.6. beim Showtalk in Quedlinburg.
Der Vortrag war natürlich eher populärwissenschaftlich, aber ich war begeistert über die Begeisterung der Magdeburger für die Wissenschaft. Viele Leute wollten etwas über die Hirnforschung erfahren und schauten sich z.B. den 7-Tesla-Magnetresonanztomographen an. Zu sehen gibt es dort allerdings nicht viel, denn die wahre Kraft dieser Magnetröhre wäre nur sichtbar, wenn man sich ihr einmal in einer Ritterrüstung nähern würde. Allerdings wären dann die Chancen auf Trennung vom Gerät für den Moment eher gering (zum Vergleich: Erdmagnetfeld: 0,000 003 Tesla!). Ich hatte auch überhaupt nicht erwartet, dass ich in einem bis zum letzten Platz gefüllten Raum sprechen würde! Meine Zuhörer waren mit voller Aufmerksamkeit beim Thema Aufmerksamkeit und Informationsüberfluss und alles hätte so schön sein können, wenn mir nicht dieser dilettantische Anfängerfehler unterlaufen wäre! Im vollen Vertrauen auf die gute Technik unseres Hauses war ich nur mit einem Stick und nicht mit meinem eigenen Notebook angetreten. Der fremde Laptop weigerte sich jedoch meine Videosequenzen abzuspielen und ich musste meine Filmchen nacherzählen. Gute Übung, aber hochgradig peinlich! Nie wieder ohne meinen Rechner!
Beim Landesschwimmverband lief es dann besser mit den Filmchen: Dieses Jahr feiert der LSV Sachsen-Anhalt sein 20-jähriges Bestehen und Michael Brandt vom MDR hat mit mir einen Film über die letzten 20 Jahre Schwimmen in unserem Bundesland zusammen gestellt. Wobei meine Anwesenheit am Schnittplatz nicht unbedingt nötig gewesen wäre, aber immerhin lehrreich für mich. Zu den Landesmeisterschaften vom 18.-20.6. konnte ich mich dann immerhin als Filmvorführerin beweisen - mit meinem eigenen Rechner!
Auf die Initiative des derzeitigen Athletensprechers der Nationalmannschaft Stefan Herbst wurden Thomas Rupprath, Petra Dallmann und ich am 3.7. zur Deutschen Meisterschaft vom DSV offiziell verabschiedet. Ein wenig spät würde ich sagen, aber nicht verwunderlich. Mittlerweile ist es mir egal wie der Deutsche Schwimmverband zu mir steht. Ich kann mir jetzt die Schwimmszene entspannt von außen ansehen. Ganz so entspannt bin ich allerdings nicht, wenn es um Helge oder meinen Ex-Trainer Bernd Henneberg geht. Ich halte es für schade, dass nur wenige auf die Idee kommen von seiner immensen Erfahrung besonders in der Trainingsperiodisierung lernen zu wollen. Ich vermute, dass unter Cheftrainer Dirk Lange die Kommunikation über Trainingsmethodik in Deutschland eher nicht sehr breit gefächert ist.
Die Jugendeuropameisterschaften sind gerade vorüber und der DSV hat mit Silke Lippok ein sehr viel versprechendes Talent am Start gehabt (5 Siege). Wenn der DSV nicht alles daran setzt Bedingungen zu schaffen, dass sie sich auch bei den Erwachsenen in die internationale Spitze durchsetzen kann, wäre es sehr schade. Die Breite der guten Leistungen der Jugend ist nicht sehr groß und der deutsche Schwimmsport wird jetzt wie in der Zukunft nicht auf eine breite Basis in der Nationalmannschaft sondern auf Einzeltalente bauen müssen.
Meine mit Abstand größten persönlichen Neuigkeiten, waren nach den DM in vielen Zeitungen zu lesen. Es ist ja auch mittlerweile relativ offensichtlich: Helge und ich freuen uns auf Nachwuchs! Aber bis es irgendwann im Dezember so weit ist, wird er noch sehr viel medizinisches lernen und ich werde für die Doktorarbeit noch einmal reinhauen müssen. Denn wer weiß, ob zur Schwangerschaftsdemenz noch die Stilldemenz und die Schlafentzugserschöpfung dazu kommt, so dass ich dann 2011 gar nicht mehr weiß, was ich 2010 so gemacht habe?! Ich freue mich dennoch!
Eure Antje
Das perfekte Promi Dinner "Vatertag-spezial" am 16.Mai
Am Sonntag nach Himmelfahrt sendet Vox um 20.15 Uhr die zweite Folge des Promi Dinners, bei dem ich dabei sein durfte. Dieses Mal war für mich alles etwas kurzfristig und hektisch und es waren einige Leute mehr am Start als sonst. So kochten die prominenten Väter Philipp Sonntag und Dieter Landuris mit ihren Töchtern und Lucy Diakovska (No Angels) und ich mit unseren Vätern.
Wenn ihr Lust habt, schaut mal rein!
Eure Antje
Technik-Schwimmkurs Ende April / Mai!
Ich biete in Magdeburg einen Crash-Kurs für Erwachsene an, die ihre Schwimmtechnik verbessern wollen oder die Rücken und/oder Freistiltechnik erlernen möchten.
Termine sind der 28., 29.4. und 3.,4.,6. Mai. Die fünf Termine beinhalten eine Theoriestunde, drei Übungsstunden im Wasser und eine im Gegenstromkanal der Elbe-Schwimmhalle. Weiter Infos und Anmeldung unter www.scm-schwimmen.de
Die Eltern-AG
Am 18. April feierte die gemeinnützige MAPP-Empowerment GmbH die Auszeichnung ihres Eltern-AG Programms als "Ausgewählter Ort der Ideen 2010". Der Bundeswettbewerb "Deutschland - Land der Ideen" zeichnet innovative Projekte aus. Was habe ich damit zu tun? Nun, als durch die sportlichen Verpflichtungen bisher eher inaktives Gründungsmitglied von MAPP war ich zur Auszeichnungsveranstaltung eingeladen und konnte mir ein neues Bild von diesem tollen sozialen Projekt machen. Es war ein eher lockeres Gartenfest mit vielen kleinen Höhepunkten und natürlich perfekter Kinderbetreuung. Die Sonne tat das ihrige zum Gelingen der Veranstaltung. Ich glaube dieses Projekt von Initiator Prof. Meinrad Armbruster und all seinen ambitionierten Mitarbeitern unterscheidet sich im Kern von ähnlichen sozialen Projekten dadurch, dass es die Zielgruppe auch wirklich über alle Scham- und Ausgrenzungsbarrieren hinweg erreicht. Spätestens seit der PISA-Studie ist bekannt, dass die soziale Herkunft in Deutschland maßgeblich die schulische und berufliche Entwicklung der Kinder beeinflusst. Von Helges Kommilitonen im Medizinstudium sind ein großer Anteil der Eltern Akademiker oder selber Mediziner. Unser Bildungssystem ist nicht gerade "durchlässig" für Kinder aus der Unterschicht.
Dass unser Gehirn sehr plastisch ist und lange braucht um auszureifen, ist ein Vorteil um sich an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen aber auch ein Nachteil, wenn es über Jahre nicht richtig gefordert oder durch unschöne Ereignisse geprägt wird. Der Frontalkortex ist zum Beispiel erst nach der Pubertät völlig ausgereift! Da Bildung in der Erziehung und vor der Schule beginnt, versucht die Eltern AG, Eltern mit Kindern von 0-6 Jahren auf spaßbetonte Weise bei der Erziehung zu unterstützen und gegenseitige Kontakte zu stiften. Eltern aus der Unterschicht (neudeutsch: bildungsferne Schicht) haben oft viele Kinder, sind oft jung, oft alleinerziehend und ohne oder mit Hauptschulabschluss. Sie bekommen oft mitgeteilt, was sie nicht können, sind sich ihrer Situation meist sehr bewusst und sind aus Scham einsam. Die Eltern-AG unterstützt solchen Eltern mit spaßbetonten Gruppentreffen bei der Erziehung ihrer Kinder und stiftet Kontakte untereinander. Ich bin begeistert von dem Projekt und wünsche ihm viel Erfolg auch in anderen Bundesländern!
Eure Antje
Ball des Sports bis Gothaer Pokal
Am 6. Februar besuchten Helge und ich mit meiner Freundin Diana und Helges Freund Martino den Ball des Sports in Wiesbaden. In Zeiten der Wirtschaftskrise hatte die Deutsche Sporthilfe anscheinend noch mehr Kartenanfragen als in den Jahren zuvor! Wenn man eine Karte regulär kauft, kostet sie immerhin 1000 Euro. Der Erlös des Balls kommt der Stiftung zugute. Für die Tombola gilt selbiges und wie jedes Mal konnten wir kein Auto gewinnen, dafür gingen wir mit einer riesigen Tasche Schokolade nach Hause. Kulinarisch kam man nicht nur bei Schokolade voll auf seine Kosten und als die Band „ich und ich“ gegen Mitternacht auftrat standen wir so Nahe vor der Bühne, dass wir die Setlist der geplanten Songs, die auf dem Bühnenboden klebte, lesen konnten. Dieser Ball wird immer mehr zum „Event“.
Am 20. Februar vertrat ich den Landesschwimmverband auf der Beach & Boot in Leipzig und war zum ersten Mal auf einer Bootsmesse. Ein beeindruckendes Schwimmbecken a 50m mal 4 Bahnen erlaubte nur den „harten“ Schwimmern und Wasserballern ihr Können zu zeigen, denn mit unter 20°C war die Wassertemperatur eher frisch.
Um meine abnehmende sportliche Form wieder einmal aufzufrischen fuhr ich in der ersten Märzwoche mit meiner ehemaligen und Helges derzeitiger Trainingsgruppe auf den Rabenberg im Erzgebirge. Ich habe die Sportschule Rabenberg schon immer gemocht, doch als Freizeitsportlerin habe ich meinen Aufenthalt dort noch mehr genossen als früher. Ich durfte mir mit Helge ein geräumiges Apartement unter dem Dach teilen, habe hervorragend und viel geschlafen und die Vorzüge des zwang- und planlosen Sporttreibens genossen. Ein kleiner Ausflug mit Helge nach Karlsbad nebenan in Tschechien war auch noch drin.
Am 6. März war ich dann zum Sportlerball im Kreis Mansfeld-Südharz eingeladen und fühlte mich geehrt die Nachfolge von Heike Drechsler als prominentem Gast des Vorjahres anzutreten. Sie konnte eine Probe ihres Könnens in der Mammuthalle zeigen, da ich schlecht „vorschwimmen“ konnte, durfte ich zusammen mit dem Moderator meine Füße in einen Bottich mit warmem Wasser stellen. Warm duschen ist auch eine Disziplin die ich mittlerweile sehr schätze. Zweiter prominenter Gast war Udo Beyer, Olympiasieger im Kugelstoßen 1976. Wie die meisten Werfer habe ich ihn als kollegialen Typen kennengelernt und die kleine Kugel für die er Botschafter ist gehört auch zu meinen süßen Favoriten: die Hallorenkugel.
Eine Woche nach Sangerhausen war ich schon wieder in der Gegend aber dieses Mal in Thüringen in Sondershausen. Unternehmer, Politiker, Trainer und Sportler trafen sich im Sondershausener Schloss um über den Sport im Osten zu reden. So waren z.B. auch Falk und Waldemar Cierpinski dabei. (2005 hatten Waldemar und ich ein Olivenbäumchen im antiken Stadion von Marathon in Griechenland pflanzen dürfen. Ob es wohl noch lebt?) Die Abordnung vom Magdeburger Schwimmen bestand aus Dagmar Hase, Bernd Henneberg, meinem ehemaligen Sponsor Bernd Weidemann und mir. Ich durfte an der Podiumsdiskussion teilnehmen. Diese Veranstaltung sollte den Grundstein dafür legen, alle Beteiligten zu ihrem Vorteil besser zu vernetzen und trug den provokanten Titel „Dein Herz dem Osten“. Der östliche Teil Deutschlands hatte sicher nach der Wende einen großen Leistungs- und Leistungssportstruktur-vorsprung in vielen Sportarten, aber durch den (teilweise) Verlust der Struktur und die Professionalisierung des Spitzensports verlor der Osten zunehmend an Boden. Gerade in der Geld-Sportart Fußball hat Ostdeutschland nicht viel zu melden. Die großen Firmen sitzen nach wie vor im Westen und selbst wenn sie Dependancen im Osten haben, sind sie in ihren Sponsoringkonzepten doch oft Stammsitz-regional geprägt. Und welchem Spitzensportler ist es zu verdenken, dass er nicht so regionalpatriotisch ist dort zu bleiben wo er herkommt, sondern zu den Vereinen mit der größten Kohle wechselt. Und ich glaube die Erkenntnis, dass man vor allem gute Mannschaften nur dann finanzieren kann, wenn kleinere Ostfirmen nicht konkurrieren sondern kooperieren, hat Bernd Jurke als Unternehmer in Großküchen dazu getrieben dieses Projekt mit anzustoßen. Er sponsert den FC Carl-Zeiss Jena und auch Christian Kubusch.
Allgemein problematisch finde ich es die Verantwortung für deutschen Spitzensport ausschließlich der Wirtschaft zuzuschieben. Denn ein Unternehmer hat nur etwas von gut vermarkteten bekannten Sportlern oder Sportveranstaltungen mit viel Publikum. Dies alles kann aber der Jugendsport nicht bieten. Ohne Jugendförderung aber auch kein Spitzensport! Und zunehmend ist zu spüren, dass das soziale Gewissen der Wohlhabenden und der Firmen dafür nicht ausreicht. So etwas normales wie Jugendsport steht auf dieser Ebene auch in Konkurrenz mit echten Charity-Projekten, wie Kinderkrebshilfe oder Behindertenbetreuung usw.. Und diese Konkurrenz kann nicht gesund sein! Ohne ein staatliches oder auch wie auch immer anders geartetes System fehlt uns z.B. im Schwimmen eindeutig das Geld viele Kinder zu sichten oder auch nur viele Kinder der sportlichen Betätigung zuzuführen, was ja auch eindeutig andere gute medizinische und soziale Folgen hat. Das deutsche Verbands- und Vereinswesen hat zwar viele sehr engagierte Ehrenamtler, reicht aber gerade für den Spitzensport nicht aus. Wie sollen Freiwillige, die aufgrund ihrer Freiwilligkeit auch keine große Verantwortung übernehmen müssen, die große Verantwortung der Erziehung von Kindern und Jugendlichen übernehmen und die Professionalität besitzen die Olympiasieger von morgen auszubilden? Meinen ehrenamtlichen Job als Vizepräsidentin Leistungssport unseres kleinen Landesschwimmverbandes sehe ich daher auch nicht unkritisch. Kann ich als ehrenamtlich arbeitende Vizepräsidentin für Leistungssport wirkungsvoll hauptamtlich arbeitenden Trainern vorstehen?
Mein Vater gründete vor ein paar Jahren in Lübeck einen Verein für „Deutschland liest vor“ und kam über diese ehrenamtliche Arbeit in Schulen und leitete dann bald so etwas wie eine Theater AG in einer Grundschule. Auch wenn es den Kindern und ihm Spaß gemacht hat und er sogar selber Stücke geschrieben hat, überlegt er, ob er angesichts der fehlenden Lehrer der Kinder wegen weiter machen soll oder ob es nicht das grundsätzlich falsche Signal wäre. Er wurde zeitweilig auch so etwas wie ein Aushilfslehrer. Sollte ein Rentner eine Arbeit machen für die es eigentlich ausgebildetes Personal gibt? Sollte er die Fehler in der Bildungspolitik einfach so hinnehmen und eine Lücke füllen, die eigentlich der Staat zu schließen hat?
Nach diesem philosophischen Exkurs noch zum Schluss der Gothaer Pokal, der Wettkampf, der für die Magdeburger das Ende eines Trainingszyklus darstellt. Nachdem ich letztes Jahr noch einmal den Pokal für die beste Einzelleistung bei den Frauen gewonnen hatte, war ich dieses Jahr nur Zuschauer und überließ das gewinnen Helge, der bei seinem ersten Wettkampf für den SC Magdeburg den Pokal bei den Männern verteidigte. Meine größter Beitrag zu diesem Wettkampf waren dieses Jahr zwei Kuchen und ein Salat. Sportliche Details gibt es auf www.scm-schwimmen.de. Nach einer Woche „aktiver Erholung“ beginnt für die Athleten die Sommersaison.
Zum Glück haben wir jetzt erstmal Frühling. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; ...“ beginnt Goethes Osterspaziergang, etwas später kommt dann die Zeile: „Doch an Blumen fehlt´s im Revier, Sie (die Sonne) nimmt geputzte Menschen dafür.“ Die Magdeburger jedenfalls sind perfekt auf Ostern eingestellt und mancher Leute Haarfarbe gleicht der bunter Ostereier.
In diesem Sinne frisch-fröhliche Ostern!
Eure Antje
ZDF-Beitrag über Sporthilfe-Stipendium
Am Freitag, den 15.01.2010 sendet das ZDF um 15.00 Uhr im heute journal einen Beitrag über die Sporthilfe. Thema ist das Emadeus-Stipendium für ehemalige Leistungssportler. Emadeus ist der Club der ehemalige von der Sporthilfe geförderten Athleten. Zur Zeit bin ich einzige Stipendiatin. Das Stipendium dient der beruflichen Qualifikation nach dem Leistungssport, ist aber an harte Kriterien gebunden. Für olympische Sportarten gilt, dass man fünf Jahre laufend gefördert worden sein muss, davon drei Jahre im A-Kader. Leistungskriterien sind folgende (nur Einzelmedaillen):
- Eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen
- Eine Medaille bei Olympischen Spielen und zwei Medaillen bei Weltmeisterschaften
- Fünf Medaillen bei Weltmeisterschaften Ich sehe das Stipendium als eine Auszeichnung und Anerkennung meiner Leistungen von 1993 bis 2008.
Als das ZDF zu uns in die Neurologie der Uniklinik Magdeburg kam, um das Interview zu drehen, war ich zufällig selber Proband im MEG und tauschte die Badekappe einmal mit der EEG - Haube, die fachmännisch von meiner Bürokollegin Laura Herrmann (MTA) gesetzt wurde. Die Messung kam tatsächlich noch planmäßig zustande und ich hoffe, es ist ein interessanter Beitrag geworden.
Mit sportlichem
Gruß, Antje